Mein Körper gehört mir
Sozialkompetenz-Training in der Black Belt Kampfkunstakademie

Und es sie gibt sie doch: Schulklassen, die über eine große soziale Kompetenz verfügen. Am Montag besuchte uns die Klasse 3a der Albert-Schweitzer-Schwerpunktschule Alzey. Bei der Klasse handelt es sich um eine sogenannte Integrationsklasse, in der von den 19 Schülern drei mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Klassenverband integrativ unterrichtet werden. Die Klassenlehrerin wird stundenweise von einem Förderschullehrer unterstützt, ebenso ist zweitweise eine Integrationshilfe anwesend.
Die Klassenlehrerin trat mit dem Wunsch der Themenschwerpunkte „Impulskontrolle“ und „Mein Körper gehört mir – keiner darf mich anfassen, wenn ich es nicht möchte“ an den Budopädagogen Uwe Mandler heran. Ebenso kam der Wunsch nach motorischen Herausforderungen auf, da die Schulturnhalle nur eingeschränkte Möglichkeiten im Schulalltag bietet. Kooperationsspiele wurden und werden in der Klasse verstärkt trainiert und hier zeigten sich alle Schüler sehr fit. Ein Junge, der erst seit Schuljahresbeginn und ohne Deutschkenntnisse die Klasse besucht, wurde genau wie zwei weitere neue Schüler problemlos in die Klassengemeinschaft aufgenommen und integriert.
Schon bei der Zugfahrt und der Ankunft in der Black Belt Kampfkunstakademie konnte man durchaus Unterschiede zu vergleichbaren Klassen feststellen. Ob es sich, um das Schuhe abtreten, handelt oder das „Guten Tag“ sagen während man dem Gegenüber in die Augen schaut: Die Ungezwungenheit und Neugier bei allen Schülern, das saubere Hinterlassen der Toiletten und Umkleidekabinen sowie das Verhalten während der Essenspause waren bemerkenswert.

Dass dann noch alle Schüler das gleiche T-Shirt trugen, schaffte Gemeinschaftsgefühl und stärkte so schon im Kleinen die Zugehörigkeit zur Klasse. Der Zugang zu den Kindern war schnell und unkompliziert. Die erste Aufgabe, einen Sitzkreis herzustellen, in dem im Wechsel Jungen und Mädchen sitzen sollten, stellte für die Klasse keine Herausforderung dar.
Die erste thematische Herausforderung war, dass ein goldener Pokal in der Mitte des Sitzkreises stand und die Kinder Antworten auf die Frage „Wie kann ich diesen Pokal bekommen?“ finden sollten. Unter den ersten Antworten waren Vorschläge wie: „Ich muss ein Turnier oder einen Wettkampf gewinnen“. Genau! Man muss sich aber erst einmal trauen, irgendwo mit zu machen. Eine andere Antwort war: „Man könnte sich einen kaufen“, oder: „Ich kann mir einen klauen“. Spätestens hier wurde den meisten Schülern klar, wo die Reise hingeht. Es kamen Antworten wie: „Ich könnte ihn ausleihen“, „Ich könnte höflich fragen, ob ich ihn mir mal anschauen darf“, „Ich könnte ihn gegen etwas eintauschen“. Die schönste Antwort war aber: „Ich könnte so einen Pokal erben“. Das pädagogische Ziel dieses Moduls war es, zu erkennen, dass es viele Wege gibt etwas zu bekommen, dies aber nicht immer mit Fairness und Anstrengung zu tun hat. Wenn es um eine Auszeichnung geht, wie bei dem Pokal, ist ihn zu kaufen und zu klauen der falsche Weg und man bescheißt nicht nur die anderen, sondern vor allem sich selbst.

Nach einer kurzen Pause wurden dann die Module in Handlungsstränge mit sehr viel körperlicher Bewegung umgesetzt. Die Schüler konnten spürbar selbst erleben, was es heißt sich zu behaupten und abzugrenzen. Einige Schüler schafften es dann sogar noch, wortwörtlich an die Decke zu gehen, nachdem sie erfolgreich an einem Seil hochgeklettert sind. Mit vielen persönlichen Erfolgserlebnissen und wertvollen Erfahrungen endete ein lehrreicher und spannender Vormittag für Schüler und Lehrer.
Uwe Mandler

Zur Person: Uwe Mandler, Budopädagoge, arbeite seit 30 Jahren an Schulen mit Selbstbehauptungskursen. Inzwischen wurde ein eigenes Sozialkompetenztraining entwickelt, was es den Schülern ermöglicht die verschiedenen Anforderungen erlebbar und spürbar nachzuvollziehen. Die Bewegungsmodule sind für Kindergärten und alle Schulformen und Altersstufen geeignet.